Toskana: Sonne, Wein, Meer & Kind

Es ist Zeit für den ersten Urlaub zu dritt... so richtig, nicht nur ein schnelles Wochenende. Nur wo soll's hingehen? Wollen wir eine Flugreise  buchen oder lieber doch mit dem Auto irgendwohin fahren? Wie lange wollen wir unterwegs sein? Wer hat welche Prioritäten in Sachen Hotel, Bungalow oder Urlaubsland? Fragen über Fragen, aber ich kann euch versprechen und versichern: NOCH NIE war eine Urlaubsplanung so schwer für uns. Bevor Luisa geboren wurde, sind wir ja einfach in den Flieger eingestiegen und haben die Welt erkundet. Was sollte schon passieren? Nun ja, mittlerweile mag ich kompliziert klingen, aber für mich als „Neumama“ hat sich, ab dem Zeitpunkt als Luisa auf der Welt war, doch einiges geändert. Vor allem auch in der Urlaubsplanung. Und das wird uns jetzt sehr bewusst. Aber lasst uns erzählen...

 

 

 

Martin will nicht nach Kroatien, Nadja will nicht nach Lignano, beide wollen aber ans Meer. Martin will in die Karibik, Nadja will nicht so weit weg! Irgendwann sind wir uns einig. Es soll Italien werden. Aber zum ersten Mal in unserer Reiseplanung brauchen wir Hilfe. Wir brauchen ein Reisebüro.

 

Unsere Vorstellungen sind klar und deutlich. Wir wollen bitte ans Meer, flacher Sandstrand, direkt am Hotel. Wir wollen zumindest eine Halbpension, wir wollen kein Kinderhotel, aber dennoch sämtliche Annehmlichkeiten wie Freundlichkeit, gutes Essen, guten Service und dennoch auch das Gefühl mit einem Kind willkommen zu sein. Zugegeben, wir fordern unseren Berater ziemlich heraus. Denn natürlich soll´s auch nicht zu teuer sein, aber dennoch muss das Preis-Leistungs-Verhältnis passen, ganz klar. Ein paar Angebote später ist klar: Wir fahren in die Toskana.

 

Der Tag der Abreise rückt näher. Es ist Juni, Luisa ist 8 Monate alt... Nadja bereitet wie immer alles akribisch vor. Man muss wissen, sie ist der Part der immer alles organisiert, während Martin froh ist zu wissen wohin die Reise überhaupt geht. Aber wir ergänzen uns :)

 

Da wir an einem Samstag unterwegs sein werden, sind wir uns schnell einig, dass wir bereits in der Nacht aufbrechen werden. Gut 7h Autofahrt liegen nämlich vor uns, hier haben wir eine Pause bereits einkalkuliert. Wir packen unseren Toyota Bus bis unters Dach mit allem möglichen ein. Wobei das größte Gepäck - ganz klar - der Kleinsten in der Familie gehört. Windeln, Essensgläser, Schwimmsachen, Strandspielzeug, Babybett, ja sogar die Gehschule packen wir ein. Wir nehmen gefühlt unseren gesamten Haushalt mit.

 

Wenn ihr auch mit dem Auto unterwegs seid, achtet bitte unbedingt darauf, dass alles so verstaut und festgezurrt ist, dass im Falle eines Unfalles euch nix um die Ohren fliegt. Das ist wirklich sehr gefährlich!

 

Es ist also 03:30 und wir fahren los. Luisa ist bereits am Abend mit einem bequemen Strampler ins Bett gegangen, so dass wir sie, so wie sie ist, in den Autositz setzen können. Wir haben uns damals vor der Geburt bereits für ein Model von "Kiddy" entschieden. Hier können die Kinder auch während der Fahrt liegen, was sich bei langen Autoreisen absolut bezahlt gemacht hat! Wir brauchen somit kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir länger unterwegs sind. 

 

Scrollt einfach weiter runter, ich habe euch das Modell verlinkt :)

 

Ohne Probleme fahren wir die ersten Stunden komplett durch. Erst unterhalb von Verona machen wir die erste Pause. Luisa ist vor ein paar Minuten aufgewacht, es ist kurz nach 7 Uhr in der Früh, und sie ist absolut tiefenentspannt! Wir suchen uns eine große Raststätte und nehmen uns Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, und dass wir uns alle die Beine vertreten können. Luisa kaut ein wenig auf einem Croissant herum und isst ihr Frühstücksgläschen. Sie bekommt eine neue Windel und eine kurze Hose verpasst, Martin einen Cafe und ich mein geliebtes Croissant di Crema. Nach einer guten 3/4 Stunde Pause geht's weiter. Der Weg ist recht einfach. Immer geradeaus bis Florenz, dann rechts hinüber Richtung Küste, und vor Pisa wieder in den Süden. So schaut´s auf der Landkarte aus. Soweit so gut.

 

Zum damaligen Zeitpunkt ahnen wir allerdings nicht, dass sämtliche Straßen wegen Bauarbeiten und Unfällen gesperrt sind. Dem Navi sei Dank finden wir den richtigen Weg dennoch. Mit einiges an Verspätung kommen wir im "Paradu' Tuscany Ecoresort" kurz nach Mittag an. Durch eine typische Allee fahren wir durch die lange Einfahrt auf das Gelände des Resorts. Wir sind begeistert wie liebevoll hier alles bepflanzt und angeordnet ist. Sofort läuft uns ein Mitarbeiter entgegen und zeigt uns wo wir unser Auto parken können. So stellt man sich eine Ankunft nach einer langen Reise vor. Wir schnappen uns das Nötigste aus dem Auto und marschieren mit Luisa im Kinderwagen zur Rezeption. Hier ist alles im Freien, es gefällt uns - bis uns das Kinderanimationsteam mit ausgebreiteten Armen entgegen rennt! Martin und ich tauschen vielsagende Blicke aus. Wir hatten im Reisebüro doch extra angegeben, dass wir kein Kinderhotel besuchen wollen? Wie wir später herausgefunden hatten, wurde die Anlage neu übernommen und es wurde ein, ratet mal! Richtig! Es wurde ein Kinderhotel. Nun, jetzt können wir es leider nicht ändern, wir machen das Beste daraus! Mit dem heutigen Wissenstand können wir die Anlage allerdings wärmstens weiterempfehlen und wir würden sofort wieder dort Urlaub machen.

 

Das besondere dort sind die Chalets. Hier gibt es keine Zimmer. Hier wohnt jeder in seinem eigenen kleinen Häuschen. Es ist wunderbar, wirklich traumhaft!

 

Wir lernen die Vor - aber auch Nachteile eines, derart auf Kinder ausgelegten, Resorts kennen. Erst einmal - es gibt sehr, sehr... wirklich SEHR viele Kinder. Die Anlage ist nahezu voll mit Kindern im Vorschulalter. Damit haben wir erst einmal zu kämpfen, da wir ja ein ruhiges, luxuriöses Hotel wollten. Aber wir haben auch sehr viele Vorteile schnell erkannt. Es ist jeder, absolut freundlich und gibt uns das Gefühl wirklich willkommen zu sein. Man darf mit dem Kinderwagen überall hin fahren, an den Strand, an den Pool oder ins Restaurant. Auch wenn uns beim Anblick der 32(!) gezählten Kinderwägen vor dem Restaurant kurz weiß um die Nase wird, sehen wir das Ganze am Ende recht entspannt. Es gibt mehr als genug Hochstühle, was für uns wirklich auch angenehm war.

 

Wir haben uns im Vorhinein ja für Halbpension entschieden, das wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn es gibt direkt im Resort einen kleinen Laden, in dem wir wirklich alles nötige an Lebensmitteln bekommen. Auch frisches Brot, Gemüse, Obst und Fleisch kann man direkt im Resort kaufen. Selbstverständlich gibt es dort auch alles, was man für Kinder braucht. Egal ob Gläschen, Fläschchennahrung, Schwimmutensilien, Windeln... Wenn wir das im Vorhinein gewusst hätten, hätten wir vielleicht nur halb so viel mit geschleppt. Aber was weiß man schon, wenn man das erste Mal mit einem kleinen Kind auf Urlaub fährt. ;-)

 

Wir genießen die ersten Tage am Strand oder im Pool. Gehen zur Massage und lassen es uns wirklich gut gehen.

 

Dann wollen wir einen Ausflug machen. Pisa muss man gesehen haben, wenn man schon in der Nähe ist, finden wir. Dank einwandfrei funktionierendem W-Lan ist die Route und die Planung schnell erledigt. Einzig die Parksituation scheint in Pisa nicht ganz einfach zu sein. Wir sind knapp 1 Stunde mit dem Auto bis nach Pisa unterwegs und haben das Glück sofort einen öffentlichen Parkplatz im Zentrum, der noch freie Plätze hat, zu finden. Es ist nicht ganz billig dort zu parken, aber was soll´s. Unser Auto ist bewacht und wir haben keinen langen Fußmarsch. Und dann stehen wir vor ihm: Dem schiefen Turm. Und wir stehen da nicht alleine. Mit uns starren tausende andere auch auf den Turm. Luisa nimmt´s gelassen und wir schauen uns noch ein wenig in dem großzügig angelegten Parkareal um bis uns die Hitze und die Leute zu mühsam werden. Wir finden Platz in einer kleinen Pizzeria, und genießen dort bei Pizza und Wein das Flair. Am Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg in unser Resort zurück. Aber es sollte nicht unser letzter Ausflug in der Toskana werden.

 

Schon ein paar Tage später beschließen wir in die Weinberge zu fahren, auf der Suche nach Geheimtipps, netten Städtchen und Olivenöl.

 

Und wir werden fündig. Wir durchqueren die längste Zypressenallee der Welt. Auf einer Länge von 5km stehen etwa 2500 große Zypressen - wirklich sehenswert. Diese Straße führt auch direkt in das kleine Städtchen Bolgherie, das auf einem kleinen Berg liegt. Wir sind entzückt. Zwar muss man sein Auto unten abstellen und dann zu Fuß in die Stadt hinauf gehen. Mit Kinderwagen ist das dann schon eine kleine Herausforderung, der Weg ist sehr, sehr steil. Aber es lohnt sich. NOCH NIE habe ich so ein entzückendes Städtchen gesehen. Sofort bin ich verliebt. Überall gibt es kleine Eingänge, Fenster und Türen, alles ist liebevoll mit Blumen geschmückt und man findet sich wie in einem perfekten Bilderbuch wieder. Gesehen hat man die kleine Stadt schnell, sie ist nicht sehr groß, und so schauen wir uns einmal alles an und suchen uns dann eine ganz kleine Pizzeria, mit einem tollen Flair. Unter Weinlauben sitzen wir und essen wohl das beste Trüffelcarpacchio, das Italien zu bieten hat und eine Pizza. Und auch hier sind wieder alle sehr hilfsbereit und offenherzig gegenüber unserer Luisa. Auch wenn unser Tischchen gerade einmal so groß ist, dass zwei Teller darauf Platz finden, werden wir mit offenen Armen empfangen. Zum krönenden Abschluss gönnen wir uns ein Glas des weltbekannten Sassicaia. Das ist ein Rotwein aus der Gegend. Das Viertel kostet uns 32 Euro - pro Glas! Aber man gönnt sich ja sonst nichts ;-)

 

Luisa ist wie immer unkompliziert, nur unser kleiner Tisch ist eine Herausforderung. Sie ist in dem Alter, wo sie liebend gerne alles am Tisch angreifen und inspizieren will. Deswegen wollen wir auch nicht zu lange sitzen. Das sind dann eben doch die kleinen Einbußen gegenüber unseren früheren Reisen. Dennoch sind wir froh, alles so gemacht zu haben! Wir brechen bald nach unserer Nachspeise wieder auf und machen uns auf den Weg "nach Hause". Unterwegs entdecken wir noch einen Hinweis auf selbstgemachtes Olivenöl, das wollen wir uns morgen noch einmal näher anschauen.

 

Nach dem Frühstück am nächsten Tag gehen wir zuerst einmal an den Strand, wir wollen den Tag gemütlich verbringen und erst gegen späteren Nachmittag, nachdem Luisa zu Mittag geschlafen hat, wieder aufbrechen. Gesagt getan, wir fahren wieder in Richtung Zypressenallee und biegen bei dem Hinweisschild, das wir schon am Vortag gesehen haben ab... Ein Stück geht´s hinein in wundervolle Weinberge. Die Landschaft ist atemberaubend, wir machen ein paar Fotos und fahren ins Hinterland. Irgendwann fragen wir uns, ob wir hier wohl richtig sind, doch dann kommt ein weiteres kleines Hinweisschild an einer Weggabelung. Ein entzückendes Schild. Von Kindern bemalt, zeigt es uns den Weg. Wir sind richtig! Wir kommen auf eine Art kleiner Bauernhof, die Gebäude sind schon sehr alt, zum Teil verfallen und zwei Hunde stürmen auf unser Auto zu und machen einmal lautstark klar, dass sie hier der Chef sind. Wir warten ein paar Minuten im Auto. Nachdem die Hunde sich zwar nicht unbedingt beruhigen, aber mehr mit dem Schwanz wedeln als drohen, steigen wir aus. Es scheint niemand da zu sein, aber gerade als wir wieder ins Auto einsteigen wollen, kommt eine alte Dame auf uns zu. Da wir nicht gut italienisch sprechen, und die Dame, die wie sie uns zu verstehen gibt, die Oma des Hauses ist, auch kein Wort Deutsch oder Englisch versteht, versuchen wir mit Händen und Füßen klar zu machen, was wir wollen. Am Ende kaufen wir der überaus freundlichen Dame 5 Liter selbstgemachtes Olivenöl ab und nehmen noch einige kleinere Fläschchen mit, die mit Rosmarin, Chili und anderen Gewürzen versehen sind. Als wir zuhause ein Jahr später den letzten Tropfen davon verwenden, werden wir ein bisschen wehmütig. Wehmütig werden wir aber auch schon vor Ort, als uns bewusst wird, dass wir nur noch zwei Tage Urlaub vor uns haben. Und so reservieren wir gleich für den nächsten Abend in unserem Resort, direkt in dem Lokal am Strand, einen Platz für uns zum Essen. Dieses Lokal ist in unserer Halbpension nicht inkludiert, aber das macht nichts. Das Ambiente macht´s wieder gut. Zufällig sind auch Nadja´s Cousin mit Freundin in der Nähe und so kommen uns die Beiden besuchen. Es ist ein wunderschöner Abend, mit einem Glas Wein, vorzüglichem Essen und einem wunderbaren Sonnenuntergang am Strand!

 

Den nächsten Tag müssen wir dann leider schon mit Einpacken verbringen, aber wir haben beschlossen kurzerhand noch am Gardasee einen Stopp zu machen. Wir wollen nicht gleich nach Hause. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen, diese Meinung wird sich schon bald ändern!

 

Eine Nacht wollen wir in Sirmione dran hängen, und so gehen wir tags drauf recht zeitig frühstücken und fahren im Laufe des Vormittages los. Wir haben ca. 3h Fahrzeit vor uns. Wir wollen gegen Nachmittag in Sirmione sein. Gesagt getan. Alles geht gut, unser Zimmer im Hotel "Paül" ist bereits frei. Wir haben ein großes Zimmer, mit Blick auf den See im obersten Stock bekommen. Das kleine, aber feine Hotel mit eigenem Seezugang ist uns bereits bekannt und wir genießen den Nachmittag am See. Luisa ist eine Wasserratte. Einzig, der Einstieg dort ist für so kleine Kinder nicht geeignet. Wir müssen zu zweit sein und sie mit ihrem Schwimmreifen, in dem sie sitzen kann, über den Steg ins Wasser befördern. Hier muss man definitiv zu zweit sein. Aber das nehmen wir in Kauf, das Wasser ist sehr warm, und die Sonne scheint. Alles ist perfekt. Am Abend wollen wir in die kleine Stadt Sirmione spazieren, noch einmal das Flair genießen und uns etwas zu Essen suchen. Gesagt getan, nach einem abendlichen Spaziergang und einem Eis zur Nachspeise marschieren wir zurück zu unserem Hotel. Luisa ist wie immer total unkompliziert bei allem dabei. Wichtiges Utensil aber in diesem Urlaub, unser Kinderwagen! Die Marke Bugaboo ist für uns perfekt gewählt, wir können den Wagen sehr empfehlen. Er lässt sich klein zusammen legen und dennoch hat Luisa genügend Platz auch zum Liegen und Schlafen. Als wir wieder in unserem Hotel ankommen, gehen wir bald ins Bett. Bereit für die endgültige Heimreise morgen, wollen wir bald schlafen. Luisa hat aber eine andere Meinung dazu. Gegen 22 Uhr beginnt sie zu brüllen und aus tiefster Emotion zu schreien und zu weinen. Wir versuchen alles, um sie zu beruhigen. Wir gehen spazieren, wir singen mit ihr, wir kuscheln, wir geben ihr etwas gegen Bauchweh, gegen Zahnweh... und dennoch haben wir keine Ahnung, was mit ihr los ist. Gegen Mitternacht mischt sich unser schlechtes Gewissen unter das Gebrüll unserer Tochter. Die Wände in dem italienischen Hotel sind mehr als dünn und wir sind uns sicher, dass unsere Maus mittlerweile das gesamte Hotel munter hält. Als wir gegen 02:00 Uhr in der Früh beschließen unsere Zelte vorzeitig abzubrechen, beruhigt sie sich auf einmal, und schläft seelenruhig ein. Bis heute wissen wir nicht, was in dieser Nacht los war! Aber am nächsten Tag sind die Wolken der Nacht verflogen. Ein strahlendes Kind und strahlender Sonnenschein begrüßen uns. Wir gehen frühstücken, noch einmal im See schwimmen und dann sagen wir leise, Ciao Bella. Toskana, Gardasee, es war uns eine Ehre! Bis zum nächsten Mal...