500 km Backpack

Das erste Mal weg, in die ferne, große Stadt! Sightseeing in Wien! Wir gehen´s an. Ok, wie am besten? Was packt man ein, wenn man mit einem nur wenige Monaten alten Kind alleine (ja, ohne Mann ;-) ) sich ans andere Ende des Staates begibt? Fragen über Fragen. 

Was hier noch recht einfach ist, ist Schritt Eins: Die Zugbuchung. Soweit so gut. Diesmal buche ich den ausgewählten Zug bei den Österreichischen Bundesbahnen, allerdings nicht wie gewohnt schnell und unkompliziert per App, sondern am Schalter. Mit den Öffnungszeiten vertraut, erkenne ich die Qualität des Bahnhofsschalters rasch. Man kann einen speziellen Sitzplatz auswählen. Also wähle ich, aus Platzgründen, einen Platz im Abteil der Rollstuhlplätze. Taktisch klug denke ich mir, wegen des Kinderwagens. Der Plan geht auf, dazu später mehr!

Wer schon einmal darüber nachgedacht hat, was man den ganzen Tag über mit einem Kleinkind so braucht, der hat sich vermutlich auch damit auseinander gesetzt wie man das alles ziemlich komprimiert in einen Rucksack stopfen kann. Denn so sollen, im besten Fall, die eigenen Utensilien ja auch noch Platz finden. Und das ist die eigentliche Challenge. 

Zugegeben, als der Tag der Abfahrt näher rückt, bin ich dann doch etwas nervös - hätte ich natürlich nie zugegeben, aber nächtliche Träume von Zugverspätungen oder der Ankunft in anderen Städten haben mich dann doch wissen lassen, dass meine Nerven offenbar doch ein bisschen leiden. Im Nachhinein kann ich sagen, völlig umsonst! 

Also geht´s ran ans Einpacken. Und man glaubt es kaum, wie minimalistisch man plötzlich doch über die Runden kommt. Für 5 Tage packe ich tatsächlich nur das Allernötigste. Wir fahren immerhin nur nach Wien und nicht ins absolute Outback. Sollte ich also wirklich etwas Lebensnotwendiges vergessen haben, wird man es bekommen. Mein großer Wanderrucksack ist zwar bis auf die letzte Innentasche bestens ausgefüllt, aber er erfüllt seinen Zweck absolut. Wer mit Kind und Kinderwagen reist, der freut sich nämlich sehr über zwei freie Hände. Ein Koffer ist hier ziemlich fehl am Platz. 

Für den Zug selber packe ich die Lieblingsspielsachen von Lui ein. Allerdings muss ich schon sagen, plötzlich sehnt man sich schon sehr nach dem Alter, wo man einfach mal 5 Stunden am I-Pad hängt und Disney Filme schaut. Bei Luisa ist das allerdings so ziemlich das Gegenteil. Sie will auf allen Vieren gerade die Welt erkunden und will weder still sitzen, noch sonst irgendetwas Ruhiges machen. Luisa will ihre kleine Welt erkunden. Ich kann den ganzen Dreck, die Bakterien und sonstige undefinierbare Spuren am Zugboden nicht nur sehen, sie brennen sich geradezu in mein Hirn. Und ich denke ich bin nicht die einzige Jungmama, die sich in die Liga der "wir haben ein Desinfektionsmittel im Hausgang stehen und jeder Gast muss es benützen" eingefunden hat. Aber, ich kann euch versprechen, das ändert sich wieder und außerdem wird man im Kopf recht unkompliziert, wenn man muss. Und so finde ich mich damit ab, dass klein Lui das gesamte Zugabteil zig mal rauf und runter krabbelt. Aber, und hier kommt das Rollstuhlabteil ins Spiel: das ist kleiner, also kürzer als die anderen Abteile und Luisa kommt sich sich vermutlich vor wie ein Fisch im Aquarium. Ich lerne das überschaubare Abteil mit nur einem weiteren Fahrgast hingegen wohlwollend zu lieben. Und dennoch, Desinfektionstücher sind in diesen Stunden mein bester Freund! Mein ABSOLUT bester Freund! Und es kommt wie es irgendwann auch kommen sollte! Die Krabbelei macht müde und wir können beide doch noch die letzten eineinhalb Stunden im Zug schlafen. Die Ankunft in Wien ist absolut problemlos, aber was ich sehr schnell lerne: Zeit bekommt eine neue Definition mit Kind. Zwar ist bei uns in Österreich mittlerweile so ziemlich alles barrierefrei, aber man wartet in Summe eine Ewigkeit. Und zwar bei ALLEM. Egal ob es die Lifte am Bahnsteig sind, oder in einem Kaufhaus, oder zum WC. Denn der Lift, der auch laut gut erkennbarem Schild für Kinderwägen und Menschen mit Behinderung gedacht ist, wird gerne von kerngesunden Jugendlichen genützt, Businessmännern, oder Frauen, die mit ihren Highheels keine Stufen steigen wollen, blockiert. Defacto- ich verspüre eine gewisse Abneigung gegen Menschen, die aus reiner Bequemlichkeit den Lift benützen, und uns Mamis mit Kinderwägen somit zum Warten verdonnern. Und so bleibt uns ja leider nichts anderes übrig als zu warten... lange und oft! Die klassischen - die haben ja Zeit - "Sprücheklopfer" haben aber auch vermutlich noch nie innerlich gehofft: Dass der liebe Nachwuchs noch ein paar Minuten länger schläft und nicht gleich sein Fläschchen verlangt, an Ort und Stelle, oder das große Geschäft auch noch zurück hält, bis man mit dem verdammten Lift endlich doch in der Nähe eines WC´s ist. Wer behauptet eigentlich Eltern haben Zeit? Ich habe seit ich Mama bin viel, aber sicher KEINE ZEIT! Weder am Lift, noch sonst irgendwo, aber das Leben, oder vielmehr die Kinder zwingen uns dazu... oder die Gesellschaft! 

Also merkt euch: Ihr braucht für alles länger, und das muss man bei einer Reiseplanung auf jeden Fall wirklich gut einplanen. Mit der nötigen Gelassenheit ist aber alles halb so schlimm, und jede Reise mit einem Kind wird ein wunderbares Abenteuer!

Als abschließendes Resümee kann ich jedenfalls sagen, unsere erste Rucksack Reise mit dem Zug ins 500km entfernte Wien war absolut unkompliziert und empfehlenswert! Die nächste Reise kann kommen, Lui hat ihr Reisedebüt bravourös gemeistert... Give me Five!